typisch evangelisch
Es gibt einen Satz, der mir immer wieder zum Beten einfällt: "Beten ist reden mit Gott und hören." Beten ist keine Einbahnstraße. Vielleicht nur ein anderes Wort dafür, die Nähe zu Gott zu leben. Beten kannst du auf vielfache Weise. Mit Worten oder auch im Schweigen, durch dass, was du mit deinen Händen tust oder durch Tanzen, ja auch durch Tanzen.
[ Geschichte ]
Wenn Du mit Worten betest, kannst du dir natürlich einfach alles von der Seele reden. Dabei hilft es, zu überlegen, wie du Gott ansprichst und womit du dein Gebet beendest. Manche sagen einfach Gott ..., oder Guter Gott ..., oder Herr Jesus Christus ...
Am Ende des Gebets kannst Du Amen (So sei es) sagen.
Jesus Christus hat Gott mit Abba angeredet, das ist ein zärtliches Wort für Vater. Und er hat uns ein besonderes Gebet gelehrt, dass auf aller Welt von allen Christen gebetet wird. Das Vater unser. Manche leiern es einfach herunter, eben weil man es tut. Das ist schade. Viele beten es mit sehr viel Liebe. Auch darum trägt es viel Kraft in sich.
Du kannst es sprechen, singen und auch tanzen. Ja, auch das Vater unser, kannst du tanzen. Das kommt dir komisch vor? Macht nichts, denke daran: Beten bedeutet, die Nähe zu Gott leben.
Es gibt natürlich viele Texte, die du als Gebet sprechen kannst. Einen Psalm (die wurden übrigens auch gesungen und getanzt) oder einen Segen. Gebete für den Morgen oder den Abend, um Freude auszudrücken oder Kummer ... Eine kleine Auswahl habe ich dir zusammengestellt.
Beten tut gut, aber das darfst du nicht so laut sagen, sonst denken die anderen, du spinnst. Komisch. Manche Erwachsene denken, beten ist was für Kinder und die ganz Frommen. Sie kommen sich komisch vor, wenn sie beten, weil das fühlt sich ja so an, als würde ich mich wirklich Gott anvertrauen. Darfst du das als vernünftiger, erwachsener, aufgeklärter, moderner, ... Mensch?
Na klar. Vielleicht tun die Leute auch nur so, als ob es unvernünftig wäre zu beten. Stell dir vor, du betest und Gott antwortet ... Vielleicht haben sie genau davor Angst. Aber das weiß ich nicht. Ich weiß nur: Beten tut gut.
Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden (Matthäus 6,7).
Anscheinend gab es schon zu Jesus Zeiten das Problem der Geschwätzigkeit. Doch äußerer und vor allem innerer Lärm stört gerade beim Beten. Oft merkst du erst, wenn du beten willst, wieviel Lärm in dir tobt. Es ist schwer zur inneren Ruhe zu finden. Vor allem deshalb ist beten eine Übungssache.
Herr schenke mir Ruhe, aber bitte sofort. Ich weiß nicht wer diesen Satz geprägt hat, aber er trifft genau die Haltung, die beten verhindert - und dann brauchst du dich nicht wundern, dass Gott solche Bitten nicht erhört.
Erhört Gott denn andere Bitten? Oh, das Gebet eines Frommen vermag viel. Aber unerhörte Gebete sind schon eine echte Anfechtung. Da hilft es nicht zu sagen: Dann war dein Gebet eben unerhört, also ungehörig. Nein, so einfach ist es nicht.
Gerade wer ernsthaft betet, wird auch mit der Erfahrung konfrontiert, das auch Gott zuweilen schweigt. Viele Psalmgebete bringen das sehr ausdrücklich zu Gehör und klagen deshalb Gott an. Aber auch Klagegebete sind Gebete. Genauso wie Lob und Dank, wie Bitten und Fürbitten. Gebete sind jedenfalls keine Beschwörungsformeln oder Münzen für eine Wunschmaschine.
Und dennoch sagt Jesus einfach: Bittet, so wird euch gegeben (Lukas 11,9), weil er bedingungslos an die Güte Gottes glaubt.
Als er über fünf Broten das Dankgebet sprach und damit fünftausend sättigte (Matthäus 14), schien es leicht an die Güte Gottes zu glauben.
Als er im Garten Gethsemane bittet: Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber, doch nicht wie ich will, sondern wie du willst (Matthäus 26), spüren wir wie schwer es auch sein kann.
Nein, beten ist kein Kinderkram. Es ist etwas sehr persönliches, weil es so nahe gehen kann. Denn Beten bedeutet, die Nähe zu Gott leben.