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Woher kommen die Worte?
 

Meinem Kind erzählt ...

Worte sind die Bausteine der Sprache. Sie helfen uns die Welt und andere Menschen zu verstehen. Ein Bild kann etwas zeigen, selbst wenn es weit weg ist. Worte können das auch - ganz anders zwar und doch ähnlich. Sie benennen etwas und so können wir es uns vorstellen, selbst wenn wir es gerade nicht sehen oder anfassen können.

Die meisten Worte sind mündliche Abbilder davon, was uns auf der Welt umgibt. Es gibt aber auch Worte für das, was man nicht mit Augen sehen und Händen begreifen kann.
Worte können zum Beispiel benennen, was wir fühlen. Manchmal ist es schwer, die richtigen Worte dafür zu finden. Und solche Worte zu verstehen, ist auch nicht leicht.

Um zu verstehen, was dir jemand sagen will, reicht es nicht, nur auf seine Worte zu hören.
Es ist besser auch auf seine Stimme zu achten, in sein Gesicht zu schauen und was er mit den Händen dabei tut. Manchmal müssen wir fragen, wie jemand etwas gemeint hat, wenn wir ihn wirklich verstehen wollen.
Dann können Worte wie Brücken sein, die Menschen miteinander verbinden.

Worte können Menschen aber auch verletzen.
Darum geh achtsam mit den Worten um.

Antwort am Küchentisch ...

Die Sprache ist die Quelle der Mißverständnisse (Antoine de Saint-Exupéry). Darum brauchen wir uns nicht wundern, dass manchmal selbst viele Worte nicht helfen, etwas zu verstehen. Überhaupt es ist ein Geheimnis, woher überhaupt die Worte kommen. Jemand sagt Baum – und ich weiß sofort, er meint ein hölzernes Gewächs mit Wurzeln, Stamm und Blätterkrone. Die Philosophen haben lange darüber nachgedacht und unterschiedliche Antworten gefunden, wie das kommt. Man muß sie nicht kennen, aber gelegentlich sollten wir das Staunen nicht vergessen, dass Worte die Welt abbilden und zur Verständigung dienen können.

Die gegenständliche Worte verstehen wir meistens ganz gut. Wenn es aber um Gefühle geht, dann ist es schon viel schwerer sich zu verständigen. Was bedeutet denn z.B. Liebe?
Manchmal brauchen wir viele beschreibende Worte, die erst einen Eindruck davon geben, was wir mit Liebe meinen. Aber so richtig verstehen, kann man die Liebe wohl nur, wenn man auch mit dem Herzen hört und spricht.

“Mit dem Herzen hören und sprechen“? Das ist natürlich nicht wörtlich gemeint und dennoch beschreibt es viel besser, was ich meine. Worte kann man nicht allein daran messen, ob sie buchstäblich richtig sind, sondern ob sie etwas Wahres ausdrücken.

Es gibt Menschen, die wollen oder können das nicht verstehen. Wenn Du mit denen über Gott reden willst, dann ist es ganz aus. Da kann man nämlich nichts mehr buchstäblich nehmen. Worte, die zunächst einmal nur das abbilden, was wir mit unseren Händen anfassen (begreifen!) können, können Gott nicht erfassen. Dazu braucht es besondere Worte.
Worte, die Vergleiche finden. Worte, die über sich hinausweisen, weil Gott ja weit über das hinausreicht, was wir begreifen können.

Aber, weil Gott auch mitten in diese Welt hineinreicht, deshalb gibt es solche Worte.
Worte, die so eindeutig und so mißverständlich sind, wie das Wort Liebe.
Worte, die sorgsam gebraucht werden wollen, damit sie eine Brücke schlagen, zwischen meinen Möglichkeiten zu denken und Gottes Wirklichkeit.
Worte, die nur versteht, wer auch mit dem Herzen zuhören kann.

In der Kirche gesagt ...

Jeder Bereich hat seine Fachsprache, auch die Kirche. Schon immer ringt sie um Worte, die Gottes Wirklichkeit in den Erfahrungen der Menschen beschreiben können. Ausführliche Gedanken und Erfahrungen lassen sich in einer Fachsprache auf einzelne Worte zusammenfassen (komprimieren). Das ist sehr praktisch, aber führt manchmal zu Mißverständnissen, wenn die Worte wieder ausgelegt (dekomprimiert) werden.

Die Bibel ist das wichtigste Fachbuch der Kirche. Hier sind sehr viele Erfahrungen über sehr viele Jahrhunderte der Menschen enthalten. Ein reicher Schatz an Worten, die Erfahrungen zusammenfassen. Worte, die manchmal so konkret von Gott erzählen, als ginge es um etwas völlig selbstverständliches (und das stimmt ja auch). Aber in der Bibel sind auch Worte enthalten, die die Erfahrung beschreiben, wie bruchstückhaft unsere Möglichkeit ist, von Gott zu reden. (1 Korinther 13).

Die Bibel verfügt nicht über magische Eingebungen oder übernatürlicher Worte, sondern mit Worten aus dieser Welt beschreibt sie Gottes Gegenwart. Es ist die Erfahrung vieler Menschen, dass Gott sich bemerkbar und verständlich macht und Menschen es vernehmen. Eben das fasst die Bibel mit den Worten zusammen: “Gott sprach zu ...”.

Das ist so selbstverständlich, wie wenn wir sagen ein Zimmer, ein Haus, ein Gottesdienst hat mich ”angesprochen”. Es wäre naiv dies buchstäblich zu verstehen - es wäre töricht daraus zu schließen, dass es gar nicht wahr ist.

Die Wahrheit der Worte erschließt sich nicht aus den Buchstaben, sondern aus dem Geist, der durch sie zur Sprache kommt. Worte, durch die der Geist Gottes uns anspricht, nennt die Kirche heilig und inspiriert. Weil die Texte der Bibel den Geist Gottes atmen, weil es immer wieder geschehen ist, dass Menschen durch das einfache Lesen oder intensive Studieren der Bibel, Gottes Stimme mit Herz und Verstand hören, deshalb nennt die Kirche die Bibel die Heilige Schrift. Aber das ist kein Automatismus.

Genauso wie ein Liebesgedicht Menschen ”ansprechen” kann, aber nicht muß.

Worte können großen Schaden anrichten. Deshalb die mahnenden Worte über den Gebrauch unserer Zunge (Jakobus 3) und das Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten.

Worte können aber auch einen kostbaren Schatz beherbergen und uns nahebringen. Deshalb der Ausruf des Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des eigen Lebens (Johannes 6,68) und das staunende zur Kenntnis nehmen: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege (Psalm 119,105).

 

 

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