typisch evangelisch
Woher komme ich? Na von uns, deinen Eltern.
Und woher kommt ihr? Von unseren Eltern.
Und die ...?
Ah, du willst es ganz genau wissen. Also lass uns noch einmal anfangen.
Woher komme ich? Von Gott.
Und woher kommst du? Auch von Gott.
Und woher kommt unser Hund, die Bäume und die Sonne?
Auch von Gott, darum nennen wir ihn den Schöpfer.
Gott ist ein großer Liebhaber des Lebens. Darum schafft er dieses große Wunder - die Schöpfung. Die ist so unfassbar groß und unfassbar vielfältig und so unfassbar schön, dass wir dafür gar nicht genug Worte haben.
Alles hängt zusammen. Das Weltall mit all seinen Sternen, die Erde mit ihrem Mond und der Sonne, die Pflanzen und die Fische im Wasser. Die Tiere auf dem Trockenen und wir Menschen. Alles steht in Beziehung miteinander, denn alles entspringt aus Gottes Freude an der Vielfalt. Du und ich, unser Hund und die Bäume, die Luft und die Sonne - das ist Gottes Schöpfung, die er am Leben erhält.
Ist es nicht ein Wunder? Dass es Leben gibt auf unserem blauen Planeten. Und wie alles in einem großartigem Zusammenhang steht. Wir leben hier, weil unser Kosmos, unser Planetensystem, unser Ökogleichgewicht genau so ist, wie es ist. Die Komplexität dieser Wechselwirkungen ist so groß, dass unsere größten Wissenschaftler nur staunen können.
Aber gerade die Menschen in der Gesellschaft, die sich für besonders aufgeklärt und modern halten, tun so, als wüssten sie davon nichts. Sie vergessen, dass die Lebenskraft, die in ihnen wirkt, dieselbe ist wie in den Tieren, den Pflanzen, ja selbst in dem Zusammenspiel der Galaxien. Ihr Bewußtsein reicht nicht weiter, als bis zum BigMac, Computerspiel oder Börsenindex.
Ok, das war abfällig gesprochen - manchmal bin ich einfach frustriert. Und auch ich vergesse, von wieviel Schönheit wir Menschen umgeben und erfüllt sind. Alles hat seine Würde. Wir alle sind Teil der Freude Gottes am Leben. Denn diese großartige Komposition der Evolution, sie ist ja nicht nur von Gott in Gang gesetzt. In jedem Moment ist sie lebendiger Ausdruck seiner Gegenwart.
Im Ursprung schuf Gott Himmel und Erde, erzählt die Bibel (1. Mose 1) und beschreibt dann in erstaunlicher Kenntnis den geschichtlichen Entstehungsprozess des Lebens auf unserem Planeten. Damit entmythologisiert der biblische Bericht die Umwelt, aber benennt auch ihre Würde. Die Natur ist nicht Gott. Der Mensch ist ihr nicht ausgeliefert. Sie ist guter Lebensraum - unser gemeinsamer Lebensraum - Ort unseres Zusammenlebens.
Herr wie sind deine Werke so groß und viel. Du hast sie weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. So lobt Psalm 104 die Welt als gute Gabe und widerspricht der Auffassung einer feindlichen Umwelt, in der es um fressen oder gefressen werden ginge.
Sehet die Vögel unter dem Himmel ... sehet die Lilien auf dem Felde, fordert Jesus uns auf (Matthäus 6,25-30) und will uns darauf hinweisen, dass der Mensch nicht zum Anhäufen von Dingen lebt, sondern von dem, was ihn umgibt.
Und Jesus sah auf zum Himmel, dankte und brach’s und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben’s dem Volk - und alle wurden satt (Matthäus 14,13-21). Denn die Erde ist guter Lebensraum und es ist genug da, wenn wir miteinander teilen.
Die Bibel weiß auch um das Seufzen der Schöpfung (Römer 8,18-22) und die Bedrohungen des Lebens. Zuweilen weiß sie nicht anders, als einen radikalen Neuanfang zu denken (Offenbarung 21,1-6). Aber das bedeutet nicht, dass diese Welt nur ein mangelhafter Versuch wäre oder ein nebensächliches Übergangsstadium.
Denn Gott, der das Firmament geschaffen hat,
der die Erde bereitet und gemacht hat,
hat sie nicht geschaffen, dass sie leer sein soll,
sondern damit man auf ihr wohnen solle. (Jesaja 45,18)